Wie kommt Eugen in den Altenberger Dom?

Rosemarie Rossberg (VIII o 1-3) hat uns einen sehr interessanten Beitrag geschrieben:

Altenberger Dom Aussenansicht

Eines Tages rief mich meine Nichte Janina Langen (VIII p 2-2-1) aus der Schweiz an und fragte mich, ob ich wüsste, dass im Altenberger Dom der Name unseres gemeinsamen Ur-Ur-Großvaters EUGEN LANGEN zu finden sei. Und zwar am unteren Rand eines Grisaillefensters. Obwohl ich den Altenberger Dom schon öfters besucht hatte, habe ich das Fenster noch nie gesehen und auch über die Familie nie etwas davon gehört. Also plante ich bei schönem Wetter den nächsten Ausflug zum Altenberger Dom.

 

Er ist von mir aus Ratingen in 45 Minuten mit dem Auto zu erreichen und liegt im Bergischen Land gut 20 km nordöstlich von Köln, nicht weit von Bergisch-Gladbach entfernt.

Der Altenberger Dom war die Abteikirche der Zisterzienser, die bereits 1133 nach Altenberg gekommen waren. Das Kloster florierte und so begann man ab 1255 (zeitnah zum Kölner Dom) mit einem Neubau. Im Zuge der Säkularisation (1803) wurde die Abtei aufgelöst und sie erlebte eine turbulente Geschichte (siehe Wikipedia).

Was mich am Altenberger Dom schon immer faszinierte, war die Tatsache, dass das Gotteshaus heute als Simultankirche geführt wird, also sowohl der katholischen als auch der evangelischen Gemeinde von Odenthal für Gottesdienste zu Verfügung steht. Warum?

1822 war das Bergische Land als Teil der sogenannten Rheinprovinz unter die Herrschaft von Friedrich Wilhelm III an Preußen geraten. Da kam es dem Königshaus sehr gelegen, dass man zum Altenberger Dom weit zurückliegende familiäre Beziehungen feststellte. So war man bereit, sich an den Aufbau- und Renovierungskosten des Doms zu beteiligen, unter der Bedingung, dass der Dom eine Simultankirche würde.

Doch die Zahlungen für die aufwendigen Arbeiten flossen nicht wie notwendig und der marode Bau drohte immer mehr zusammen zu brechen. So kam es auf Anregung von Frau Maria Zanders aus Bergisch-Gladbach 1895 zu der Gründung des Altenberger Dom Vereins (ADV).

Nun stellt sich die Frage, wie kommt Eugen Langen (1833-1895) dazu, sich offensichtlich mit einer größeren Summe an den Kosten für den Wiederaufbau zu beteiligen?

Das Erste, was mir dazu einfiel, war die Tatsache, dass sich die Familie Langen schon bei der Renovierung einer evangelischen Kirche in Köln engagiert hatte. Aufgrund der Säkularisation durch Napoleon war die ehemalige Antoniterkirche „frei“ geworden und danach der evangelischen Gemeinde Köln zur Nutzung angeboten worden. Die Kirche wurde nicht nur die Heimatkirche seiner Familie, sondern Eugen war auch langjähriges Mitglied des Kirchenvorstands. Warum sollte man bei ihm nicht anklopfen und um finanzielle Unterstützung von protestantischer Seite werben?

Unserer Kusine Edla Colsman (VIII g 3-3), der ich von meiner Recherche erzählte, berichtete mir, was sie unlängst in Basel in der dortigen Barfüsserkirche gesehen hatte. Sie schrieb:

Altenberger Dom Kirchenfenster

„Ich erinnere mich gut an folgendes: In einem der Kirchenfenster habe ich unter den Stifterwappen auch das Wappen der Familie Thurneysen gefunden, kenntlich an der Beischrift “Thurneysen”. Mich hat das damals gefreut, stammt doch unsere Urgroßmutter aus dieser vornehmen Basler Familie.

Diese Franziskanerkirche ist in ihrer Geschichte mehrfach verändert worden, es ist aber davon auszugehen, dass das kleine Wappenfenster immer in ein von den Thurneysens gestiftetes Fenster dieser innerstädtischen Kirche gehörte. So ist die Idee der Fenster-Stiftung unter Umständen auch von Eugens erster Frau an ihn herangetragen worden!“

Auch wenn die Bemerkungen von Edla nicht direkt zum Altenberger Dom führten, brachten sie mich doch ein Stück weiter. In der Grauen Chronik der Familie Langen fand ich einen interessanten Hinweis:

Unser Ahnherr Johann Jakob Langen (der Jüngere) (1794 – 1869) war in erster Ehe mit Anna Hermine Zanders (1785 – 1825), Tochter des Arztes Theodor Zanders und Hanna Bäumer, verheiratet. Sie verstarb früh; so heiratete er ein zweites Mal und wurde Vater von Eugen Langen (VIII). Da man früher in bürgerlichen Kreisen verwandtschaftliche Beziehungen – auch aus wirtschaftlichen Gründen – intensiv pflegte, ist es gut möglich, dass Eugen von Maria Zanders direkt angesprochen und um Unterstützung für den ADV gebeten wurde.

Und wirklich: Bei meinen Recherchen hatte ich mit den Gemeindebüros der katholischen und evangelischen Gemeinde in Odenthal telefoniert, die mich an die kompetente Domführerin Frau Lehmann verwiesen. Sie wiederum riet mir, mich an Frau Catrin Riquier die Geschäftsführerin des Altenberger Dom-Vereins e.V. zu wenden. Frau Riquier berichtete mir von der Dissertation „Der Altenberger Dom zwischen romantischer Bewegung und moderner Denkmalpflege“ von Dr. Heike Ritter-Eden von 2002, die inzwischen als Buch herausgekommen und in der Geschäftsstelle des ADV in Bergisch-Gladbach, Hauptstraße 267 zu bekommen sei.

Zu meiner großen Freude bekam ich dort nicht nur das Buch sondern erhielt auch Einblick in Archivunterlagen. Aus dem Jahresbericht des ADV für das Jahr 1895 ging hervor, dass Eugen nicht nur Spender sondern Gründungsmitglied des Vereins gewesen war.

Nun liegt die Vermutung nahe, dass Eugen nicht nur aus finanzieller Sicht ein willkommenes Gründungsmitglied war. Hatte er über den Reichskanzler Caprivi, dem Nachfolger von Bismarck, auch Kontakte zum Kaiser? In der Grauen Familienchronik (S. 245) ist zu lesen, „… im Mai 1890 anlässlich des Besuchs des Kaisers in den Rheinlanden …,… nahm der neue Reichskanzler bei seinem Kölner Aufenthalt Wohnung in der „Von Werthstraße“. (Anm: Dort stand das Haus, in dem Eugen mit seiner Familie wohnte.) Die damals angeknüpften Beziehungen haben es Eugen Langen gestattet, Caprivi auch später wiederholt Vortrag in wichtigen … Fragen halten zu können.“

Emotional berührt hat mich schließlich der „Bericht über die Thätigkeit des Vereins im Vereinsjahr 1895“. Da heißt es eingangs: „…im Herbst 1895 musste, allzu früh, Herr Geh. Kommerzienrat Langen aus dem Leben scheiden, der mit warmem Interesse und offener Hand unserer Aufgabe zugethan war. Ich bitte Sie, m.H., sich zur ehrenden Erinnerung an diese verehrten Toten von den Sitzen zu erheben.“

Frau Riquier fand schließlich in den Unterlagen die Genealogie der Familie Zanders, in der auch Johann Jacob Langen, Vater von Eugen Langen, aufgeführt war.

Eugens Name auf dem Kirchenfenster

Ferner gab es Vermerke, denen zufolge auch nach Eugens Tod bis zum Jahr 1910 Zuwendungen an den Altenberger Dom-Verein von Eugen Langen d.h. dann von seiner Frau Hermine eingegangen waren.

 

Weitere Bilder aus dem Altenberger Dom

Zu meiner großen Freude sah ich in der vergangenen Woche in der Ausstellung „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“ im Kunstpalast Düsseldorf das hier noch beigefügte Bild – mit Text – von Achenbach.

Baufälliger Altenberger Dom (Bild von Achenbach)
Text zum Bild von Achenbach

25.03.2023 Rosemarie Rossberg

Autor: Bernhard Colsman
Meine Hobbies und Interessen gelten meiner Familie (Frau und drei Jungs), der Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft, Sport (insbesondere Feldhockey) und einigem mehr ...

2 thoughts on “Wie kommt Eugen in den Altenberger Dom?”

  1. Auch von mir Komplimente zu dieser Recherche – sie zeigt wie komplex die Verbindungen waren. Sehr spannend, und lehrreich!

  2. Liebe Rosemarie,
    was für eine tolle Recherche!

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