Die Wuppertaler Schwebebahn
Während meiner Recherche zur Wuppertaler Schwebebahn spürte ich immer den grossen Stolz der Wuppertaler auf „ihre“ Schwebebahn. Das verbindet mich mit ihnen, denn ich bin stolz, dass diese Schwebebahn auf dem genialen Erfindungsgeist und Gedankengut unseres Stammvaters Eugen Langen VIII beruht, der leider noch vor endgültigem Baubeginn einer Fischvergiftung erlag.
Hier beschreibe ich die Geschichte der Wuppertaler Schwebebahn von 1880 bis 2021.
In den 1880er Jahren erkannte man in den Städten Barmen und Elberfeld die Notwendigkeit eines zusätzlichen Verkehrsmittels in der Talsohle. Eugen Langen VIII beschäftigte sich in diesen Jahren mit dem Projekt einer Schwebebahn.
Am 8. Februar 1887 begann die Geschichte der Wuppertaler Schwebebahn mit der Wahl einer Kommission zur Prüfung des Projektes einer Hochbahn in Elberfeld, am 15. März desselben Jahres wurde eine ebensolche Kommission in Barmen gewählt.
Schon damals mahlten die Mühlen langsam: Es dauerte bis zum 28. Dezember 1894, bis die Stadtverordneten-Versammlungen Barmen und Eberfeld das Schwebebahnprojekt «System Langen» annahmen. Eugen Langen VIII setzte sich damit gegen viele Mitbewerber durch. Dann allerdings legte man einen Zahn zu. Bereits am 31. Dezember 1894 wurden die Verträge für den Bau und den Betrieb einer Schwebebahn zwischen den Oberbürgermeistern und der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft abgeschlossen. Vereinbart wurde, die Strecke vom Zoo aus über die Wupper bis Rittershausen (Oberbarmen) zu bauen. Im Oktober 1895 wurde beschlossen, die Strecke über die Straße bis Vohwinkel weiterzubauen. Gegner verdammten schon bald den Bau der Schwebebahn als „wahnsinniges Unterfangen“.
Eugen Langen erlebte den Baustart nicht mehr, da er am 2. Oktober 1895 auf seinem Landsitz Haus Etzweiler bei Elsdorf an den Folgen einer Fischvergiftung starb, die er sich bei der Einweihungsfeier des Nord-Ostsee-Kanals zugezogen hatte.
Es wurde Oktober 1896, bis die königliche Regierung zu Düsseldorf der Continentalen Gesellschaft die staatliche Genehmigung zur Anlage einer Schwebebahn erteilte.
Im Sommer 1898 endlich startete der Bau des ersten 400 Meter langen Teilabschnittes zwischen Westende und Sonnborner Viadukt. Man kam zügig voran und gleiste bereits am 13/ 14. September 1898 zwei Probewagen auf.
Die erste Probefahrt erfolgte am 5. Dezember 1898 mit stattlichen 16 km/h. Die zweite Probefahrt am 4. März 1899 konnte bereits mit 40 km/h durchgeführt werden, da die Strecke inzwischen um 660 m verlängert war.
Noch vor der offiziellen Eröffnung fuhren Kaiser Wilhelm II. mit seiner Gemahlin Auguste Viktoria und seinem Gefolge am 24. Oktober 1900 vom Döppersberg (Elberfeld Mitte) bis Vohwinkel. Dieses Ereignis brachte dem «Kaiserwagen» seinen Namen, der noch heute für spezielle Fahren gemietet werden kann.
Im Jahr 1901 endlich konnte die Schwebebahn in Betrieb genommen werden.
- Am 1. März 1901: Strecke Kluse – Zoologischer Garten (4.59 km)
Die offizielle Betriebseröffnung war ein voller Erfolg. Morgens fuhr die Bahn im Zehn-Minuten-Takt, doch aufgrund des grossen Andrangs der Testfreudigen, musste dieser am Nachmittag bereits auf einen Fünf-Minuten-Takt verkürzt werden. - Im Mai 1901: Freigabe für den Streckenabschnitt Zoo-Vohwinkel (2,97 km)
- Am 27. Juni 1903: Freigabe der restlichen Strecke Kluse – Rittershausen
Details zum Bau:
- Insgesamt waren 19’200 Tonnen Eisen verarbeitet worden
- Die gesamte Strecke wies 472 Eisenstützen auf
- Die Baukosten betrugen rund 16 Millionen Goldmark.
Bis 1925 hatte die Wuppertaler Schwebebahn fast 20 Mio. Fahrgäste befördert!
Während dem zweiten Weltkrieg wurden 1943 Stützen und Gerüst der Schwebebahn bei Luftangriffen auf Barmen und Elberfeld schwer getroffen. Darum war für fast ein einhalb Jahre nur ein Notbetrieb mit Pendelwagen möglich. Am 19. Dezember 1944 wurde der reguläre Rundbetrieb wieder aufgenommen. Am 1. Januar 1945 kam es wiederum zu Schaden: Der Bahnhof und die Werkstatt Vohwinkel wurden schwer getroffen, wodurch der Verkehr wieder ruhen musste. Im März 1945 führten schwere Zerstörungen abermals zu monatelangen Ausfällen. Erst zu Ostern 1946 war der reguläre Rundverkehr wiederhergestellt.
1950 wurde eine neue Wagengeneration in Betrieb genommen.
Ebenfalls in diesem Jahr ließ Franz Althoff am 21. Juli 1950 das Elefantenweibchen Tuffi mit der Schwebebahn fahren. Doch wurde der sonst so ausgeglichenen Tuffi vermutlich das Gedränge in der mit Reportern und Fotografen überfüllten Gondel zu viel. Nach nicht einmal zwei Minuten Fahrt durchbrach sie die Wand des Schwebebahnwagens und stürzte zehn Meter tief in die Wupper. Das Tier blieb fast unverletzt, weil es zum Glück an einer schlammigen Stelle aufgeschlagen war. (Quelle zu Tuffi)
1962 wurde der erste Prototyp eines Gelenkwagens aus zwei Fahrzeugen der 50er Jahre zusammengesetzt. Dank seiner blauen Farbe bekam er den Spitznamen „Enzian“. Am 14. Dezember desselben Jahres trag der «Enzian» den Dienst an. Die Fahrgäste waren begeistert: Erstmals sassen alle in eine Fahrtrichtung.
In den Jahren 1972 – 1975 wurde der Schwebebahn-Wagenpark mit 28 modernen Gelenkzügen komplett erneuert. Erhalten blieben nur die Kaiserwagen mit der Nummer 5 und 22.
Im Dezember 1974 kam es wiederum zu einer Pionierleistung: Europaweit führte man die erste Bahn mit Ein-Mann-Zugabfertigung mittels fest installierten Kameras auf den Bahnhöfen und Bildschirmen in den Führerständen der Schwebebahnzüge ein.
Das 75-jährige Bestehen der Schwebebahn wurde im März 1976 gebührend geehrt: Eine Woche lang feierten die Wuppertaler*innen und viele Gäste von nah und fern das grosse Ereignis. Ausserdem gab es eine Jubiläums-Medaille der Sparkasse und eine ‚Schwebebahn-Briefmarke.
Am 26. Mai 1997 wurde die Schwebebahn unter Denkmalschutz gestellt.
Am 12. April 1999 ereignete sich das folgenschwerste Unglück in der Geschichte der Wuppertaler Schwebebahn: Nach Beendigung von Gerüstarbeiten war von der Baufirma ein Metallstück an der Fahrschiene nicht entfernt worden – der erste Zug stürzte in die Wupper. Fünf Fahrgäste verloren ihr Leben, 47 Personen wurden verletzt. Wiederaufnahme des Schwebebahnbetriebs am 9. Juli 1999.
Am 1. März 2001 gab es einen Festakt «100 Jahre Schwebebahn» in der Wuppertaler Stadthalle mit NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement. Zwei Sonderfahrten mit dem Kaiserwagen fanden an diesem Tag statt und die Deutsche Post veröffentlichte eine Sonderbriefmarke. Ausserdem fertigte die Firma Railex ein Schwebebahn-Modell des Kaiserwagens an.
Permanent wird die Schwebebahn ausgebaut. Am 10. November 2011 unterzeichnet die Schwebebahnwerkstatt Vohwinkel den Vertrag mit dem Düsseldorfer Unternehmen Vossloh Kiepe zum Bau der neuen Schwebebahn. In den folgenden Jahren wurden die neuen Teilabschnitte in Betrieb genommen. Vom 3. bis 6. April 2014 wurde der offiziellen Abschluss des Schwebebahnausbaus mit mehreren Veranstaltungen für die Wuppertaler Bevölkerung und geladene Gäste in der neuen Wagenhalle Oberbarmen gefeiert. Beim Festakt schlug NRW-Verkehrsminister Michael Groschek einen goldenen Niet in das Schwebebahngerüst.
Im November 2015 begann die Erneuerung der Schwebebahnwagen. Die erste Testfahrt mit der neuen Schwebebahn wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar durchgeführt. Ab Juni 2016 wurde die neue Schwebebahn auch tagsüber getestet. Am 18. Dezember 2016 drehten fünf der neuen Schwebebahnen ihre Runden und wurden in den laufenden Fahrgastbetrieb integriert. Alle Wuppertaler*innen können seither täglich die neuen Schwebebahnen nutzen. Stück für Stück lösten die neuen Fahrzeuge die alten Fahrzeuge ab. Schlussendlich verabschiedete sich Wuppertal am 26. Mai 2019 vom letzten Wagen GTW72. Doch finden die alten Wagen bis heute vielfältige Verwendung als Café, Besprechungsräume oder auch schwebende Klassenzimmer.
Am 10. März 2017 wird die Schwebebahn in München mit dem internationalen IF DESIGN AWARD 2017 ausgezeichnet. Rund 60 namhafte Experten aus 20 Ländern zeichnen jedes Jahr die größten Design-Innovationen aus. Im Bereich „Automobil/ Fahrzeuge“ wurde die Schwebebahn unter 5575 eingereichten Produkten mit dem renommierten Preis in die Riege der „exzellenten Design-Produkte“ aufgenommen.
Am 13. September 2018 feierte die Schwebebahn ihre erste Testfahrt vor 120 Jahren und ausserdem die Verbindung der schwebenden Schwestern: Die Shonan Monorail (Video) und die Wuppertaler Stadtwerke gründeten gemeinsam den Verband der Schwesterschwebebahnen, die „Sister Suspended Monorails“. Man feierte die neue Allianz der Schwesterschwebebahnen in Japan und Wuppertal: In Kamakura wurden die Schwebebahnstationen und Schwebebahnen feierlich geschmückt. Zudem gab es extra angefertigte Sondertickets. In Wuppertal fuhr die himmelblaue Schwebebahn Nummer 01 im speziell angefertigten Kawaii-Design durch das Tal.
Die Modernisierung der Schwebebahn geht weiter. Seit dem 2. September 2019 ist sie mit einem neuen Betriebssystem unterwegs und wurde damit von einem fast 50 Jahre alten System auf digitale Steuerung umgestellt. Durch diese Runderneuerung soll die Bahn schneller und leistungsfähiger werden. Geplant ist langfristig eine Geschwindigkeit von 60 km/h, statt vorher 40Km/h zu erreichen.
Im August 2020 führten technische Probleme an den Fahrzeugen dazu, dass die Schwebebahn über mehrere Monate nur noch samstags und sonntags fuhr. Ein atypischer Verschleiß der Räder führte zu Schäden am Gerüst. Da nicht mehr genügend Fahrzeuge zur Verfügung standen, konnte der reguläre Fahrplan nicht aufrechterhalten werden. Zum Schutz des Gerüsts musste der Fahrbetrieb daher umfassend einschränkt werden.
Seit dem 31. Juli 2021 fährt die Schwebebahn, nach umfangreichen Wartungs-und Reparaturarbeiten, wieder im sogenannten Regelbetrieb. Die Arbeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen und werden im laufenden Betrieb noch weiter fortgesetzt.
Die spannenden Informationen zur Geschichte der Wuppertaler Schwebebahn habe ich von der Website schwebebahn.de. Ich habe mir nur die, meiner Meinung nach, interessantesten Details herausgepickt. Für Neugierige finden sich hier noch viele weitere spannende Aspekte über die Geschichte der Wuppertaler Schwebebahn. Ausserdem stellen sie ein PDF zum Download zur Verfügung.
Bilder zu den Fahrzeugen der Wuppertaler Schwebebahn
Alle Bilder durfte ich mit Einverständnis des WSW auf unserer Webseite publizieren. Auf schwebebahn.de/fahrzeuge findet ihr detaillierte Informationen über die Vehikel.
Natürlich gibt es noch viel mehr Infomaterial zur Schwebebahn. Hier nur einige Links:
- Auf Wikipedia ist ein ausführlicher Beitrag publiziert
- Private Informations-Website
- Projektarbeit des Schülers Daniel Kapanke
- Denkmalliste
- Video von The Tim Traveller
- Video von Tom Scott, warum sich Schwebebahnen nicht durchsetzen konnten
- Video aus dem Jahr 1902
- Video: Vergleich der Strecke 1902 und 2015
- Video über das Modell der Wuppertaler Schwebebahn im Massstab 1:87 beim Modell-Eisenbahn-Club Wuppertal
Seit Oktober 2023 gibt es in Wuppertal das Schwebodrom, wo man mit allen Sinnen in die Geschichte der Schwebebahn eintauchen kann.
Autor: Janina Langen VIII p 2-2-1